"Schneckgespenst" an der Schneckostwand 1. Winterbegehung
Aktualisiert: 31. Juli 2020

Heiligabend 2015: Nachdem wir gestern Nachmittag noch bis zur Ochsenalpe aufgestiegen waren und dort unser ganz persönliches Weinachtsfest gefeiert haben, wollen wir uns gegenseitig mit einer Begehung des Schneckgespensts beschenken. Vor wenigen Tagen sind wir in den Tannheimern noch bei beinahe spätsommerlichen Verhälnissen geklettert, hier jedoch im oberen Bärgündletal hat der Winter sich mit geschlossener Schneedecke schon festgebissen. Schon am Einstieg bewirft uns das Schneckgespenst, welches wohl nicht in seiner Winterruhe gestört werden wollte, infolge steigender Temperaturen mit großen Schneebällen und Eiszapfen. Die erste Seillänge geht noch ganz gut, und auch in der zweiten fallen die großen Schneekugeln hinter unserem Rücken hinunter weit ins Kar hinaus. Die Wand wird durch das Tauwetter immer nasser und dort wo wir in der 3. Seillänge die "Klassische Ostwand" kreuzen, beschließen wir, abzuseilen und bei besseren Verhältnissen wieder zu kommen. Kein Schaden ohne Nutzen: So waren wir zum Entzücken unseres sozialen Umfelds zumindest rechtzeitg zum Fest wieder zu Hause.
Sylvester 2016: Wieder fahren wir mit schwerem Gepäck mit unseren Rädern bis zur Pointhütte und feiern einen bescheidenen, jedoch sehr besinnlichen und intensiven Jahresabschluss im Biwak an der Ochsenalpe.
Das Schöne um dieses Jahreszeit ist, dass selbst wenn man schon im Morgengrauen aufbrechen will, kann man getrost bis 7:30 Uhr ausschlafen.

Bei den derzeitigen Verhälnissen wählen wir den streckenoptimierten direkten Zustieg über eine steile Schrofenflanke weit abseits der Sommerwege um uns die mühsame Spurerei durch den Schnee zu verkürzen.


Die Schneeverhältnisse in der Wand sind ähnlich wie beim letzten Versuch, allerdings sind die Temperaturen kühler und auch die schwachen morgendlichen Sonnenstrahlen belassen den Schnee an seinem Platz. In den ersten beiden Seillängen liegt zwar Schnee auf den Bändern, der jedoch nicht großartig stört.

Die Sonne geht um diese Jahreszeit sehr früh schon wieder aus der Wand und so klettern wir ab der 2. Seillänge im Schatten.


In der 3. Seillänge hat sich die Schlüsselstelle im Vergleich zu sommerlichen Verhältnissen aus den steilen Felspassagen an das Ende verschoben, wo es gilt, mit Kletterschuhen steile, tief verschneite Graspolster zu erklimmen. Wir haben zwar Eisbeile dabei, diese hat aber sinnigerweise Justus unten am Standplatz. Mit zwei Friends lässt sich die Passage aber auch für Hasenfüße erträglich gestalten.


Eisbeile in den Händen verleihen in der folgenden Schrofenlänge aufs Band mit ihrer mageren Absicherung doch ein gutes Gefühl.

Die folgenden 2 Längen sind Genuss weil schneefrei und von der Sonne noch etwas angewärmt. Nur die letzten Meter zum Ausstieg sind noch eine Wühlerei, bevor wir uns nach der abschließenden Querung zum Gipfelkreuz ins Buch eintragen.




Mit 4 Abseilfahrten über die Route kommen wir zurück an den Einstieg.

Der lange Abstieg zur Pointhütte findet schon im fahlen Nachmittagslicht statt. Die Abfahrt mit dem Rad nach Hinterstein ist nochmals spannend, ob an einer vorher sonnigen Stelle nicht doch schon wieder die Nässe überfroren ist. Im letzten Dämmerlicht am späten Nachmittag erreichen wir wieder den Parkplatz.
Damit gelang uns mit der 1. Winterbegehung des "Schneckgespenst" ein ordentlicher Einstand ins Jahr 2017.

Kletterlänge: ca. 260m
Schwierigkeit: 7- (+ Schneebedingte Schwierigkeiten, je nach Verhältnissen)
Grüße Justus und Reiner