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    Alex
    11. Aug. 2020
      ·  Bearbeitet: 11. Aug. 2020

    Wildspitze 3770m - Einsam auf das Dach Tirols


    Die Wildspitze hatte schon immer eine besondere Anziehungskraft auf mich. Das liegt zum einen daran, dass mich die Geschichten von meinem Opa, der sie um 1950 bestiegen hat, schon immer faszinierten, zum anderen ist sie einfach weit und breit der höchste Berg und dazu noch relativ schnell aus dem Allgäu zu erreichen.


    Wildspitze vom Hinteren Brochkogel

    Bei meiner mittlerweile fünften Begehung, (2016 mit Ski von der Breslauer Hütte, 2017 zu Fuß von der Vernagthütte, 2018 über die Nordwand, 2019 mit Ski von der Vernagthütte) habe ich mir für dieses Jahr eine besondere, einsame Runde überlegt.


    im Aufstieg zum Ötztaler Urkund

    Los ging’s für meine Freundin und mich letzten Freitag Nachmittag nach der Arbeit. Der Weg nach Vent ist uns wohl vertraut und so konnten wir um 19:50 Uhr von einem der wenigen, geheimen, kostenlosen Parkplätzen starten. Schonmal Geld gespart, das man dann nach der Tour in einen wohltuenden, isotonischen Hopfen-Smoothie umwandeln kann. ;-)


    Sonnenaufgang am Ötztaler Urkund

    Mit unseren E-Bikes ging’s dann am Restaurant Stablein vorbei bis zu der Brücke (ca. 2600m) vor dem Hüttenhang der Breslauer Hütte. „Echte“ Biker schaffen das natürlich auch ohne Motor, aber ich bin ja ein fauler Bergsteiger, kein Radler! Die restlichen knapp 300Hm ging’s dann zu Fuß zu unserem Biwakplatz, den wir gegen 21:00 Uhr erreichten.


    Plaisirkletterei am Ötztaler Urkund

    Nach einer kurzen, ungemütlichen, unerwartet kalten Nacht, starteten wir um 03:20 Uhr auf markiertem Weg Richtung Urkundkolm den wir ohne Probleme ca. 50 Minuten später erreichten. Ab hier wird das Gelände etwas anspruchsvoller. Es ist gar nicht so leicht, im Dunklen den richtigen Weg durch den breiten, schon steilen Schuttrücken zu finden.


    Ötztaler Urkund 3556m - im Hintergrund die Wildspitze

    Am Grat angekommen, erwartete uns Plaisirkletterei vom Feinsten. Über meist festen Fels geht’s vorbei an zahlreichen Bohrhaken bis zum Gipfel des Ötztaler Urkund (3556m), den wir um 06:20 Uhr erreichten. Der Sonnenaufgang war einfach nur ein Traum.


    Rofenkarferner

    Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen. Meist geht es in angenehmer IIer Kletterei an der waagerechten Gratschneide entlang. Wir waren mit einem 30er Einfachseil am langen Seil unterwegs, was für uns ideal war. Die Schlüsselstelle an einem kleinen Aufschwung liegt im oberen dritten Grad und ist mit 3-4 Bohrhaken perfekt abgesichert. Das ganze geht sicher auch ohne Seil, aber für uns war es so einfach entspannter. Und der Rucksack war so auch leichter. ;-)


    Ausstieg vom Gletscher zum Sattel

    Weiter über den auch perfekt abgesicherten Nordgrat des Ötztaler Urkund kletterten wir weiter, bis wir auf den sehr spaltenreichen Rofenkarferner absteigen konnten. Hier gab es eine kleine Spur und aufgrund der kalten Nacht hatten wir perfekte Verhältnisse am Gletscher. Vor dieser Passage hatte ich im Vorfeld eigentlich am meisten Respekt. So ging es ohne Probleme, ein paar Spalten überspringend, in den Sattel, wo der Jubiläumsgrat zum Wildspitze Nordgipfel ansetzt.


    Sattel am Jubiläumsgrat

    Der Jubiläumsgrat beginnt mit einem breiten Osthang, bis zu 35° steil, der uns keine Probleme bereitet. Das Gelände wird nun immer anspruchsvoller. Es geht immer ausgesetzter am Firngrat entlang, wobei wir immer den Weg zwischen Längsspalten und Wechtenabbrüchen suchen müssen.


    Wechten am Jubiläumsgrat

    Die Schlüsselstelle vom Jubiläumsgrat wartet kurz vor dem Wildspitze Nordgipfel auf uns. Es geht über eine ca. 45° steile Firnschneide in guten Tritten aufwärts. Links geht es über Wechten direkt auf den Rofenkarferner, rechts saugt die Tiefe der Wildspitze Nordwand. Diese Passage ist bei Blankeis sicherlich nicht ohne, aber bei unseren Verhältnissen konnten wir auf das Seil verzichten.


    Rückblick Jubiläumsgrat

    Angekommen am Nordgipfel (08:30 Uhr) ist der erste anspruchsvolle Teil unserer Tour auch schon vorbei und wir sehen drüben am Südgipfel (Hauptgipfel) die ersten anderen Bergsteiger an diesem Tag, die zahlreich über die Normalwege hochkommen.


    am Nordgipfel der Wildspitze

    Nach der kurzen Traverse zum Südgipfel steigen wir auf bekanntem Weg zum Mitterkarjoch ab. Hier herrschen aktuell unglaublich gute Verhältnisse. Eine wahnsinnig ausgetretene, harte Spur leitet uns ohne Probleme über den Taschachferner ins Mitterkarjoch.


    im Mitterkarjoch mit Blick zum Hinteren Brochkogel

    Hier haben wir die Wahl: Abstieg zur Breslauer oder Aufstieg zum Hinteren Brochkogel. Da es erst 09:40 Uhr ist, entscheiden wir uns für den Brochkogel. Ganz im Schatten der viel berühmteren Wildspitze wird der Hintere Brochkogel relativ selten besucht. Seitdem es den Nordgrat nicht mehr gibt, und die Nordwand höchstens noch im Winter passable Bedingungen aufweist sind wir ab dem Mitterkarjoch wieder komplett alleine unterwegs.

    am Hinteren Brochkogel SO-Grat

    Der Aufstieg zum Hinteren Brochkogel überrascht uns mit einer steilen, mittlerweile schon etwas weichen Nordostflanke, bei der ein Absturz im gar nicht so einladenden Bergschrund enden würde. Anschließend geht es einfach auf einem kleinen Pfad weiter bis an den Gipfelgrat.


    Hinterer Brochkogel

    Der Gipfelgrat des Hinteren Brochkogels überrascht uns noch einmal. In toller ausgesetzter IIer Kletterei geht es einsam und in grandioser Umgebung auf den Firngipfel, den wir um 10:50 Uhr erreichten.


    Blick zur Wildspitze vom Hinteren Brochkogel

    Auf gleichem Weg geht es zurück ins Mitterkarjoch und auf bekanntem Weg zurück zum Biwakplatz. Hier ist natürlich dann wieder mehr los. Bergsteiger, die mit oder ohne Bergführer im Auf- und Abstieg sind, Trailrunner und Spaziergänger begegnen uns auf dem Weg zur Breslauer Hütte.


    nette IIer Kletterei am Hinteren Brochkogel

    Nach einem Mittagessen und dem obligatorischen Hopfen-Smoothie geht es zurück zu den Bikes. Eine super Abfahrt nach Vent ist der Abschluss einer genialen Tour, die wir bei perfekten Bedingungen und bei perfektem Wetter genießen durften.


    Fazit: Die Wildspitze und ihre „Nebengipfel“ haben weit mehr zu bieten als ihre überlaufenen Normalwege und sind für mich immer wieder eine Besteigung wert!

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